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Patienten aus Betten gezerrt, Pflegepersonal auf die Strasse gesetzt – Pressekonferenz: Zwangsenteignung von katholischen Spitälern und Schulen in Eritrea

Pressekonferenz: Zwangsenteignungen von katholischen Spitälern und Schulen in Eritrea

Bern, 11. September 2019

Liebe Medienschaffende

Die Schweiz spricht wieder über Eritrea. Ausschaffungen sollen forciert werden, sagt Karin Keller-Sutter gestern. Voller Zuversicht wird auf Berufsbildungsprojekte, welche die Schweiz im Ausland unterstützt, geschaut. Doch genau solchen Projekten wird in diesen Tagen von der eritreischen Regierung indirekt das Wasser abgegraben:

Sämtliche Patienten aus über 20 Kliniken und Spitälern der katholischen Kirche in Eritrea wurden während ihrer Behandlung auf die Strasse gesetzt. Die betreuenden katholischen Nonnen wurden mit Gewalt aus ihren Klöstern vertrieben und viele Gebäude, inklusive renommierter Schulen der katholischen Kirche, wurden bis vor wenigen Tagen durch das eritreische Regime zwangsenteignet und verstaatlicht.

Wir vom Zentralkomitee der Eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz sind entsetzt und schockiert über die Willkür und Gewalt. Wohin sollen sich die schwer kranken Menschen, die schwangeren Frauen wenden? Eritrea ist im Moment die Hölle. In Eritrea gibt es nur wenige staatliche Spitäler, und diese bieten meist eine ungen̈ügende medizinische Versorgung. Jährlich wurden in den privaten katholischen Kliniken und Spitälern über 200’000 Patient*innen behandelt. Oft waren es Menschen jeglicher Religion und Klasse, die sonst keine Hilfe erhielten. Fü̈r diese Personen war die medizinische Behandlung gratis.

Das Zentralkomitee der Eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz fordert die Schweizer Politik dazu auf, sofortige Massnahmen zu ergreifen, um den Druck auf das eritreische Regime zu erhöhen. Zudem werden die katholischen Kirchen und Medien in der Schweiz gebeten, ihre Solidarität mit der eritreischen Kirche während dieser Zeit der Gewalt öffentlich zu bekunden. In der Schweiz wurde über dieses Thema noch kaum berichtet.

Am kommenden Samstag, den 14. September 2019, lädt das Zentralkomitee der Eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz zur Pressekonferenz zu den brisanten und aktuellen Ereignissen in Eritrea ein: 13:00 Uhr, Katholische Kirche St. Michael, Gossetstrasse 8, 3084 Köniz

Es ist erlaubt, Fotos und Videos während der Messe am Morgen (10:00 – 12:20 Uhr) sowie an der Pressekonferenz zu machen. Anschliessend sind Journalist*innen und Fotograf*innen herzlich zu eritreischem Essen eingeladen. (Bitte um Anmeldung.)

Für die Medien stehen folgende Personen zu Verfügung:

  • Zenagabriel Haile, Sprecher des Zentralkomitees der Eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz. (deutsch)
  • Marco Schmid, ehemaliger Nationaldirektor von Migratio, der Dienststelle der Schweizer Bischofskonferenz für die Migrantenseelsorge, sowie ehemaliger stellvertretender Generalsekretär der Schweizer Bischofskonferenz. Marco Schmid unterstützte die Gründung der katholischen Gemeinde der Eritreer in der Schweiz und besuchte die katholischen Kirche in Eritrea. (deutsch, französisch)

Beste Grüsse

Zenagabriel Haile
Sprecher des Zentralkomitees der Eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz

Pressemappe (auf Anfrage)

  • Brief des Zentralkomitees der Eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz an die Schweizerische Bischofskonferenz SBK
  • Brief des Zentralkomitees der Eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz an das Staatssekretariat für Migration SEM
  • Update des Sekretariats der Katholischen Kirchen in Eritrea mit einer Liste der eritreischen Kliniken und Spitälern, die im Jahr 2019 geschlossen wurden
  • Brief der Katholischen Bischöfe in Eritrea an das eritreische Gesundheitsministerium nach der Zwangsenteignung und Schliessung ihrer Spitäler und Kliniken
  • Brief der Katholischen Bischöfe in Eritrea an das eritreische Bildungsministerium nach der Zwangsenteignung und Schliessung von katholischen Schulen der Primar- und Oberstufe

Links

  • Vatican News schreibt am 11.09.19 über die entsetzten eritreischen Bischöfe nach der Zwangsenteignung ihrer Schulen (hier…)
  • Africa News berichtet am 03.09.19 über die Schliessung von Schulen (…hier)
  • Die Schweizerische Flüchtlingshilfe fasst die Situation des Gesundheitssystem in Eritrea am 03.07.19 präzise zusammen (…hier)
  • «Es hat sich nichts geändert», sagt der katholischen Priester Abba Mussie Zerai dem Spiegel über die aktuelle Situation in Eritrea nach dem Frieden mit Äthiopien (…hier)
  • Der Domradio.de schreibt am 27.06.19, warum Spitäler geschlossen werden (…hier)
  • Vatican News schreibt am 24.06.19 über die Kranken, die aus den Betten gezerrt wurden (…hier)
  • Kirche in Not hat seit 2016 über 1 Million Schweizer Franken zur Unterstützung der Kliniken gespendet (…hier)

P. S. Die Schweiz unterstützt mit 4 Millionen ein Berufsbildungsprojekt, während die eritreische Regierung gleichzeitig die vorhergehenden Primar- und Oberstufenschulen eine nach der anderen schliesst: Drei renommierte und wichtige Schulen der Katholischen Kirche in Eritrea wurden am 2. September 2019 zwangsenteignet und geschlossen: St. Georgo in Mendefera, St. Yosef Lasal in Keren und St. Francis in Massaua. Weiter wurde vor kurzem eine Schule der Muslime, eine der Orthodoxen Kirche und eine Schule der Faith Mission geschlossen.

Über das Zentralkomitee der Eritreischen katholischen Gemeinde in der Schweiz

Die knapp 8’000 eritreischen Katholik*innen (ein Fünftel der Eritreer*innen in der Schweiz) aus sind in 14 Gemeinden als Vereine organisiert. Jede Gemeinde hat einen eigenen Vorstand und ist jeweils für die eigene Liturgie zuständig. Das Zentralkomitee, bestehend aus 7 Mitgliedern, wird von den Gemeinden gewählt. Der einzige eritreische katholische Pfarrer, Aba Medhanie Eman, ist für die Gemeinden der ganzen Schweiz ist zuständig. Die Aufgabe des Zentralkomitees ist es, die Gemeinden zu unterstützen. Es fungiert als offizieller Ansprechspartner gegenüber Migratio, der Migrantenseelsorge der Schweizer Bischofskonferenz, und vertritt die Katholischen Eritreer*innen in der Schweiz gegenüber dem Bund. Das Zentralkomitee organisiert Gebetstage, Besuche von eritreischen Bischöfen aus dem Ausland, eine Oster- und Weihnachtskonferenz sowie eine Jugendkonferenz. Weitere gemeindeübergreifende Aktivitäten sind die jährlichen Gesangswettbewerbe und das Sporttournier mit Volleyball und Fussball.