Weil sie einen negativen Asylentscheid erhalten, werden in der ganzen Schweiz junge Eritreer*innen aus der Lehre gerissen. Der Eritreische Medienbund Schweiz vernetzte sich schweizweit und unterstützte unter anderem den Aufbau, die Medienarbeit und die Demo-Organisation des Kommitee für Menschenwürde im Asyl. Hier erhalten Sie einen Einblick in die unmenschliche Situation anhand eines Beispiels von Obwalden. Weiter unten finden Sie eine News-Übersicht zum Thema und einen Aufruf, den Sie unterschreiben können.
Engagement für Menschenwürde
Kurz vor Weihnachten 2018 erhielten im Kanton Obwalden zwei junge Eritreer einen Wegweisungsentscheid und damit ein Arbeitsverbot.
Der 3. Dezember war der Tag, an dem Samuel und Tesfaldet aus ihrer Lehre gerissen und aufgefordert wurden, die Schweiz zu verlassen. Wir waren bestürzt über den Entscheid, den die beiden jungen Lehrlinge einen Monat zuvor erhielten. Er ist unmenschlich und ungerecht, denn woanders hin können die beiden nicht. Mit dem Entscheid verlieren alle: Tesfaldet und Samuel verlieren ihre Hoffnung und Perspektive auf eine Zukunft. Der Arbeitgeber seine wichtigen Lehrlinge. Der Kanton über die Jahre hinweg sehr viel Geld. Und viele Obwaldner und Nidwaldner ihre besten Freunde, Mitstifte oder Schüler.
Über 70 Menschen forderten bereits am Donnerstag, 20. Dezember 2018 vor dem Rathaus in Sarnen mit der Übergabe einer Petition und zahlreichen Referenzschreiben, dass die beiden Lehrlinge ihre Lehre weiterführen können. Es war eindrücklich, wie viele Menschen an diesem Abend zusammenkamen und für Solidarität, für Anstand und Menschenwürde einstanden.
Die Praxisverschärfung gegenüber Eritrea ist auf Sand gebaut. Dieser Meinung sind nicht nur wir, sondern auch Amnesty International und die Schweizerische Flüchtlingshilfe (Mehr dazu…). Zudem rügte auch der UNO Ausschuss gegen Folter die Schweiz am Morgen des selben Tages (Mehr dazu…). Denn die Informationslage über Eritrea ist dürftig. Das räumt auch das Staatssekretariat für Migration SEM ein. Trotzdem hindert es sie nicht daran, Menschen in das Land des unbefristeten Nationaldienst auszuweisen. Der Bericht der Sonderberichterstatterin des UNO-Menschenrechtsrats weist zudem ganz klar darauf hin, dass Folter insbesondere in Gefängnissen weit verbreitet sei. Die Folter sei jedoch «nicht flächendeckend», heisst es zynisch in der Ablehnung der Beschwerde.
News
Lokale Medien berichteten über die Demonstration und Petition für Samuel und Tesfaldet in Sarnen, OW:
- 20. Dezember 2018: Tele 1, Aktion gegen Rückweisung von Tesfaldet
- 23. Dezember 2018: Luzerner Zeitung & Zentralschweiz am Sonntag, Obwaldner bekämpfen negativen Asylentscheid – Betroffen ist ein «gutes Vorbild»
Das Schweizer Radio und Fernsehen berichtete ausführlich darüber, wie Samuel und Tesfaldet aus der Lehre gerissen wurden und in der Nothilfe landeten:
- 09. Januar 2019: SRF 1 Kontext, Asylsuchende landen in der Nothilfe
- 25. Januar 2019: SRF Regionaljournal Zentralschweiz, Trotz Unterschriftensammlung – Asylsuchende in Obwalden können nicht weiter in die Lehre
- 25. Januar 2019: Luzerner Zeitung, Die beiden abgewiesenen Asylbewerber aus Eritrea geben nicht auf
- 02. Februar 2019: Luzerner Zeitung, Das Leben in der Obwaldner Nothilfe
Der Obwaldner CVP-Nationalrat Karl Vogler reichte eine Interpellation ein aufgrund der Ereignisse in Obwalden:
- 19. März 2019: Schweizer Parlament, 19.3140 – Interpellation: Abschluss der Ausbildung von abgewiesenen Asylsuchenden in der Schweiz
- 31. März 2019: Luzerner Zeitung, Zwangslehrabbruch wird Fall für den Bundesrat
Die Zwangslehrabbrüche in Obwalden sind keine Einzelfälle. Die Westschweizer Aktivistinnen des Informations Forum für Eritrea Veronica Almedom und Huda Bakhet lobbyierten im Bundeshaus aufgrund weiterer Motionen zur Verschärfung der Situation, die im Parlament diskutiert werden:
SRF Rundschau und andere Medien berichteten über diverse Zwangslehrabbrüche in der Schweiz:
- 26. Februar 2019: 24Heures, Un patron privé de son apprenti à qui l’on a refusé l’asile
- 10. April 2019: SRF Rundschau, Zurück nach Eritrea, der Bundesrat macht Druck
Betroffene Lehrlinge, Arbeitgeber*innen, Patenfamilien, Aktivist*innen etc. aus der ganzen Schweiz schlossen sich zusammen, um sich gemeinsam dem Thema anzunehmen: