Eine wissenschaftliche Konferenz am 20. April 2024 im Universitätsspital Lausanne (CHUV) beleuchtet ein tabuisiertes Thema.
Organisiert von Association Gezana und Eritreischer Medienbund Schweiz als Teil des Projektes «Tabu Talks».
Ein engagiertes Gespräch über die Ursachen und Symptome
Viele Menschen, die aus Eritrea geflohen sind, leiden unter Traumata, die durch unverarbeitete Erlebnisse in ihrem Heimatland oder auf der Flucht entstanden sind. Diese Traumata werden häufig durch die Herausforderungen im neuen Lebensumfeld verstärkt. Viele von ihnen, darunter auch viele alleinerziehende Frauen, leben isoliert von der Gesellschaft und werden durch die nach wie vor bestehende Stigmatisierung psychischer Probleme belastet. Arbeitslosigkeit, fehlende soziale Kontakte und spezifisch gegen Eritreer gerichteter Rassismus in der Schweiz verstärken das Gefühl einer ausweglosen Situation. Dies führt zu zahlreichen psychischen Symptomen, die oft in Wechselwirkung mit körperlichen Krankheiten stehen, wie Suchtprobleme, Depressionen, Beziehungsgewalt und Suizidgefahr.
Aus wissenschaftlicher Perspektive
In ihren Vorträgen präsentierten Dr. med. Javier Sanchis Zozaya (CHUV Lausanne), Dr. med. Zerabruke Gebremariam (Berlin Mitte), Dr. med. Robiel Habtemariam, Melete Solomon-Kuflom (AMIC/Genf), Feven Afeworki (Gezana Lausanne) und Abdu M/Andu (Eritreischer Medienbund Schweiz) die Erscheinungsformen psychischer Krankheiten und deren Ursachen. Sie diskutierten deren Behandlung im schweizerischen soziokulturellen Kontext und betonten die Bedeutung der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Gesellschaftliche Tabus müssen gebrochen und die Zusammenhänge transparent gemacht werden; nur so kann das Leid wirksam behandelt werden.
Der gemeinschaftliche Ansatz
Es wurden konkrete institutionelle Ansätze vorgestellt, die Hoffnung geben: So hat AMIC einen ständigen psychosozialen Beratungsdienst eingerichtet, und das Projekt PM+ der WHO stellt Beraterinnen aus derselben Gemeinschaft zur Verfügung, die dieselbe Sprache wie die Betroffenen sprechen. Allgemein wurde betont, wie wichtig interkulturelle Vermittlung ist und dass Sprachbarrieren problematisch sein können; ein gemeinschaftlicher Ansatz, der das soziale Umfeld mit einbezieht, ist daher unerlässlich.
Tabus ansprechen: ein Projekt des Eritreischen Medienbund Schweiz
Ein vielversprechender Ansatz präsentierte der Eritreische Medienbund Schweiz: Das Schweigen brechen über Tabu-Themen mittels Kurzfilm-Dramas und Testimonials.
Eine Konferenz in Tigrinya – mit französischer Übersetzung
Wie die gesamte organisatorische Arbeit wurde auch die Übersetzung der Beiträge ins Französische von den Freiwilligen von Gezana übernommen.
Professionelle Kommunikation