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Ein Mord wird rassistisch instrumentalisiert

Am Frankfurter Hauptbahnhof wurden ein achtjähriger Junge und seine Mutter von einem Mann vor einen einfahrenden Zug gestossen. Der Junge wurde dabei getötet.

Die schreckliche Tat hat uns und viele Eritreer*innen in der Schweiz schockiert. Wir sind traurig und drücken unser Beileid mit der betroffenen Familie aus.

Reaktionen auf die Tat

Doch dort wo Trauer Platz haben sollte wird jetzt Hass gesät: In Deutschland versuchen rechte Politiker*innen den Fall für ihre Politik zu instrumentalisieren. Uns schockieren die vielen rassistischen Kommentare.

Wenn weisse Menschen eine schreckliche Tat begehen, werden sofort psychologische Hintergründe abgeklärt. Die Täter werden als Einzelfälle gesehen, die von der Gesellschaft abweichen – dieses Muster sah man immer wieder bei der Berichterstattung zu Mass Shootings in den USA. In der Schweiz ermordete am gleichen Tag wie der Vorfall ein Schweizer seine Frau. Das passiert alle 15 Tage laut Statistik. Niemand schreit nun laut, dass alle Schweizer Mörder seien.

Bei Schwarzen/Muslimischen/Geflüchteten Personen thematisiert man als erstes ihre Herkunft, als sei Gewalt “kulturell”. Solch eine Tat an die Natur einer Bevölkerungsgruppe zu binden bedeutet schlimmster Rassismus.

Wieso recherchiert man nicht auch hier zuerst die psychologischen Hintergründe? 

Herkunft ist nicht relevant 

Anders als bei dem rassistisch motivierten Mordversuch an einem Eritreer bei Wächtersbach wurde in diesem Fall nichts herausgefunden, was die Herkunft des Täters relevant macht. Es gibt keinen erwiesenen Zusammenhang und es ist deshalb unbegründet, dass die Herkunft in allen Berichten so stark thematisiert wird. Das schürt den rassistischen Diskurs und hetzt Menschen gegeneinander auf. Auch wir haben das in den letzten Stunden durch Hassmails, Hasskommentare und Hassnachrichten zu spüren bekommen. 

Hingegen berichtet die ZEIT vorbildlich und erwähnt die Herkunft des Täters in ihrem Bericht nicht.

 

Wir wurden von vielen Zeitungen für Statements angefragt, welche wir auch gegeben haben. Dies sollte man jedoch auch hinterfragen: Nur weil wir dieselbe Nationalität haben, können wir diesen Mord nicht besser verstehen. Deshalb können wir ein Statement zur Debatte und zur Berichterstattung abgeben, jedoch nicht zur Tat selbst. 

Verantwortung übernehmen!

Wir fordern die Medien dazu auf, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein und über alle Menschen auf die gleiche Art zu berichten. Jetzt muss man umso mehr mit aller Kraft gegen Rassismus ankämpfen.

Leseempfehlung

Die Süddeutsche Zeitung schreibt hier darüber wie absurd es ist, durch Ettiketierung dieses schwere Verbrechen zu erklären.

Im Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen kann man Begriffe zum Thema Migration und deren Bedeutung nachschlagen.

Das MiGAZIN schrieb hier über die Debatte, ob man die Herkunft der Täter nennen soll.

Auch die Seite United4Eritrea veröffentlichte auf Facebook einen passenden Beitrag.